Seit Anfang 2008 ist Markus Kraetschmer inzwischen Vorstandsboss von Austria Wien. Dabei hat er viel Auf und Ab mitgemacht. Doch so intensiv wie derzeit ist ihm der pure Hass der eigenen Anhänger noch nie entgegengeschlagen. Am Rande der Partie gegen Sturm (1:0 für Graz) wurde er als „Seelenverkäufer“ beschimpft. Die Fans skandierten über Minuten, er solle zurücktreten oder entlassen werden. Auf Transparenten war ähnliches zu lesen. Bereits wenige Tage zuvor hatte sich ein vergleichbares Schauspiel ereignet. An dem Tag hatten die Fans der Austria sogar den Weg zum Stadion blockiert.
Cup-Finale ist der Grund für die Aufregung
Den Fans missfällt, dass das diesjährige Cup-Finale in ihrem Stadion ausgerichtet wird. Es treten RB Salzburg und Rapid Wien. Es kann also sein, dass ausgerechnet der verhasste Lokalrivale im „Wohnzimmer“ der Austria einen Titelgewinn bejubeln darf. Die Fans der Veilchen forderten deshalb neben Kraetschmers Abschied, dass auch das Cup-Finale verlegt werden solle.
Kraetschmer reagiert gelassen
Kraetschmer selbst erklärte, dass er „akzeptieren muss, dass die Austria-Fans jetzt mich als Sündenbock auserkoren haben.“ Die Diskussion um die Verlegung des Finales sei „nicht fair, sondern populistisch.“ Von Anfang sei es der Plan gewesen, dass das neue Stadion der Austria auch mit anderen Spielen finanziert werden – und hierzu zähle eben auch das Cup-Finale.
Er als Verantwortlicher handele gemäß der wirtschaftlichen Vorgaben der Austria-Gremien, so Kraetschmer weiter – und dies hätten immer gesagt: „Wir können dieses Stadion nur bauen, wenn wir weitere Partien für die Refinanzierung dazu holen.“ Bislang gehe diese Strategie auch gut auf: Man habe schon ein Länderspiel gehabt und werde im kommenden Jahr Gastgeber des Champions League-Finales der Frauen sein. Und man habe eben auch das Cup-Finale für vier Jahre gewonnen.
Erst dadurch, dass Rapid das Finale erreicht habe, sei die aktuelle Diskussion entstanden, schildert Kraetschmer. Würde die Austria dagegen im Finale vor eigenem Publikum stehen, würde man ihn „vermutlich belobigen“, schließt der Vorstandschef. Gänzlich falsch dürfte er damit nicht liegen.